Gau-Odernheim

Erstmals urkundlich erwähnt wurde Gau-Odernheim um 850 n.Chr. in der Schreibweise „Otternheim“. Damals wurden die Reliquien des hlg. Rufus in die Odernheimer Kirche überführt, um hier ein Wallfahrtsziel zu errichten. Dies weist auf eine bereits bedeutende Siedlung mit einer größeren Kirche hin. Doch gesiedelt wurde am Petersberg schon lange zuvor.

Prähistorische Funde
Schon in vorgeschichtlicher Zeit war das klimatisch gesegnete Rheinhessen für die Besiedlung durch Menschen gut geeignet. In der Nähe der Selz fand man an geschützten Stellen Reste von Siedlungen von der Jungsteinzeit (4000 v.Chr.) bis zur frühen Eisenzeit (Hallstattkultur, 800-500 v.Chr.). Neben Werkzeugen, Knochen und Keramik wurden
auch Schmuck und Waffen geborgen. 2012 wurde bei Bauarbeiten nahe der Kindertagesstätte eine ringförmige keltische Grabanlage der sog. Latènekultur (500-40 v.Chr.) entdeckt.

Römerzeit
Nach der römischen Besetzung kurz vor der Zeitenwende errichtete man in ländlichen Gebieten größere Gutshöfe („Römervillen“) zur Versorgung der Städte und Kastelle. Diese Villen wurden aus Stein errichtet, waren mit Ziegeldächern versehen und wiesen Annehmlichkeiten wie fließendes Wasser oder Fußbodenheizung auf. Nachgewiesen wurden die Fundamente von mindestens 3 Römervillen in der Gau-Odernheimer Gemarkung. Das wichtigste Vermächtnis der Römer ist jedoch der Weinbau. Ursprünglich nur an den sonnigen Hängen des Petersbergs angelegt, breiteten sich die Weinberge im Laufe der Jahrhunderte in der ganzen Gemarkung aus.

Frankenzeit
Ab dem 5. Jahrhundert ließen sich fränkische Adlige nieder. Die heutigen auf „-heim“ endenden Ortsnamen unserer Region gehen auf die damaligen fränkischen Gründungen zurück, so das damalige „Heim des Otero“ das später zu Otternheim bzw. Odernheim wurde. Ein in den 1950er Jahren auf dem heutigen Obermarkt entdecktes ausgedehntes fränkisches Reihengräberfeld weist auf eine bedeutende
Siedlung hin.

Stadt- und Marktrechte
Im Jahre 1282 erwarb der deutsche König Rudolf von Habsburg das Dorf Otternheim. 1286 verlieh er ihm die Rechte und Privilegien einer Reichsstadt analog zum benachbarten Oppenheim, der Name lautete forthin „Odernheim“. Neben eigener Gerichtsbarkeit und Steuervergünstigungen wurde das Recht verliehen, einen Wochenmarkt zu veranstalten. Hierdurch wurde die Ansiedlung von Gewerbe, Handel und Gastronomie gefördert. So entwickelte sich ein wirtschaftlicher und kultureller Anziehungspunkt für die umliegenden Ortschaften. Durch die Verleihung der Stadt- und Marktrechte wurde Odernheim nominell in den Kreis bedeutenderer und größerer Städte wie Mainz oder Worms erhoben.
  Denkmäler
Im alten Ortskern stehen zahlreiche Gebäude aus dem 17. bis zum 19. Jahrhundert unter Denkmalschutz. Vom kleinen Tagelöhnerhaus über die prunkvolle Stadtschreiberei bis zum imposanten Gutshof sind Häuser verschiedenster Kategorien zu finden. Besonders zur erwähnen ist die spätgotische ehemalige Wallfahrtskirche St. Rufus. Sie wird heute als Simultankirche genutzt, wobei sich der imposante
neugotische Kirchturm im Besitz der bürgerlichen Gemeinde befindet. Ein Ortsrundgang ist ab dem Obermarkt anhand von Informationstafeln möglich, sowie in virtueller Form über die Homepage der Ortsgemeinde.
  Befestigungsanlagen
Neben militärischen Beistandspflichten mussten die Einwohner die vorhandenen Befestigungen ausbauen. So entstand eine wehrhafte Stadtmauer mit Wällen, Wassergräben und Türmen, sowie am nordwestlichen Ortsrand eine Burganlage mit Zugbrücke und eigenem Wassergraben. Durch die Kriege im 17. Jahrhundert schwer beschädigt,
wurden die verbliebenen Mauern und Türme ab 1826 abgerissen, die Steine zum Bau von Straßen und Häusern verwendet. Heute erinnern nur noch ein Mauerstück zwischen Brunnenstraße und Zehnthofstraße und der Burgturm in der Straße „Am alten Schloß“ an die ehemaligen Befestigungsanlagen.